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Zahnarzt untersucht Kiefergelenk der Patientin

Zähneknirschen – Bruxismus

Mindestens jeder Zweite kaut in der Nacht meist unbewusst seine Sorgen und Stress durch. Dabei wird auf die Zähne gepresst oder es finden Mahlbewegungen zwischen dem Ober- und Unterkiefer statt. Leidtragende sind die u.a. die Kauflächen der Zähne. Abhilfe schaffen in den ersten Schritten Zahnschienen oder Relaxierungsschienen genannt.

Besonders Nachts werden Probleme und Sorgen verarbeitet. Bei diesen psychischen Belastungen und Prozessen kommt es oft zu einer Anspannung des Muskelapparats. 

So wird die Kaumuskulatur – die normalerweise mit Hilfe der Zähne für das zerkleinern der Nahrung zuständig ist – angespannt und Zähne gegeneinander gerieben

Der Patient selbst bekommt davon meist nichts mit. Am ehesten sind es die Partner die von dem lauten knirschen der Zähne im Schlaf gestört und aufgeweckt werden. Während einer Routineuntersuchung diagnostiziert der Zahnarzt z.B. anhand des Höckerstruktur der Kaufflächen der Zähne ob es sich um Bruxismus handelt. 

Frau hält Zahnschiene, Knirscherschiene in ihren Händen

Bruxismus eine Parafunktion wie an Lippen beißen oder Fingernägel kauen

Bruxismus, das Zähneknirschen ordnet der Zahnarzt den Parafunktionen unter. Para bedeutet so viel wie falsch oder gegenläufig. Es ist also eine Fehlfunktion des Kauapparats. Diese Parafunktion ist multifaktoriell, d.h. es gibt unzählige Variablen warum es dazu kommen kann. Ursachen können falsche Kontakte, Überfunktion eines Kaumuskels, Kiefergelenksunterschiede von rechtem zum linkem Kiefergelenk sein. Eine häufige Ursache ist die psychische Variante. Innere Anspannung, Stress in der Arbeit oder im privaten Umfeld. Diese Angewohnheiten dienen auch als emotionales Entlastungsventil. Unter Parafunktionen fallen auch die Habits. Habits sind Angewohnheiten wie Daumenlutschen bei den Kindern im späten Kindesalter, Fingernägel kauen, auf den Wangeninnenseiten kauen oder auf die Lippen beissen.
Wird beim Lippen- oder Wangenbeissen nur die Schleimhaut in Mitleidenschaft gezogen, so werden beim Zähneknirschen die Kaufflächen wahrlich abgeschmirgelt. Der Zahnschmelz, der eigentlich den Zahnnerv vor äußeren Einflüssen wie Kälte schützen soll, wird immer weiter abgewetzt. Dies zeigt sich besonders stark an den Front- und Eckzähnen.

Folglich sind die Höcker derart heruntergeschliffen, dass der Ober- und Unterkiefer wie auf einer Rutschbahn hin und her rutschen. Viele Menschen knirschen Nachts im Schlaf nicht nur, sondern Pressen ihre Kiefer mit hohen Kräften unbewusst aufeinander. Die Kaumuskeln werden ein Leben lang trainiert und entwickeln eine immense Stärke. Dagegen ist selbst der robuste Aufbau des Zahnes nicht gewachsen. Es entstehen Risse im Schmelz und die Zähne werden sogar gebogen. Durch diese Biegekraft auf den Zahn lösen sich einzelne Zahnanteile an den dünnsten und fragilsten Anteilen. Diese sind die Zahnhälse. Sie werden immer dünner und können den Zahn nicht mehr vor äusseren Einflüssen wie Kälte schützen. Dies führt zu einem Schmerz.

Das unbewusste Zähneknirschen schadet nicht nur der Kaufläche oder dem Zahnhals sondern auch dem Zahnhalteapparat. Der Zahnhalteapparat ist umgangsprachlich das Zahnbett. Hierin wird der Zahn im Zahnfleisch und Kiefer befestigt. Durch das Pressen und Zähneknirschen wird das Zahnbett stark überbelastet und es kann zu Lockerungen oder Entzündungen kommen. Durch das nächtliche Zähneknirschen berichten auch viele Patienten von morgendlichen Muskelschmerzen im Kaubereich. Dies kann auch dazu führen, dass verspannte Kaumuskeln entstehen und Kopf- und Nackenschmerzen den Patient belasten.

 

„Täglich haben wir mit Patienten bei uns in der Praxis zu tun, die von Verspannungen, Stress, Kopfschmerzen und psychischer Anspannung berichten. Wir als Zahnärzte können diese Problematik schnell diagnostizieren und sind froh durch angefertigte Kunstoff Schienen, das Zähnepressen zu lindern.“

Dr. Sarah Kästle, Zahnärztin bei DR. HAGER | Zahnärzte

 
Dr. Sarah Kästle

Ursache

Die nächtliche Beissarbeit kann durch viele Ursachen bedingt sein. Der Mediziner spricht dann von multifaktoriellen Ursachen. Allein der Audruck, „man beisst sich durch“ deutet eindrücklich auf die Problematik. Schief stehende Zähne, ungleiche Kiefergelenke oder schlecht sitzende Füllungen sind nur ein paar wenige Beispiele. Ergebnissen durch Studien zufolge sind besonders häufig Frauen im Alter von 30 und 50 jahren. Sie stehen oft stärker unter „Strom“. Gerade über einen längeren Zeitraum kann sich ein falscher Biss entstehen. Hier ist das nächtliche Knirschen, wo grosse Kräfte durch die Kaumuskulatur auf die Kiefer lasten besonders von unangenehmen Folgen begleitet. Man befindet sich dann im wahrsten Sinne in einem Teufelskreis, wo erste Symptome wie Kopfschmerzen entstehen und andere Muskelgruppen wie die des Nacken, akute Schmerzen am ganzen Körper bis hin zum Schlafapnoe-Syndrom folgen können. Das unbewusste Knirschen, meist während der Nacht, zeigt sich besonders an einzelnen Zähnen mit abgeschliffenen Kauflächen.

Ursachen für Bruxismus können sein:

 

  • Überforderung
  • Prüfungen
  • berufliche Probleme
  • private Konflikte
  • Mobbing
  • finanzielle Probleme
  • Suchtmittel wie Nikotin oder Kaffee

Therapie

Die Behandlung eines Bruxismus Patienten beginnt gewöhnlich mit einer Schienen Therapie. Die Behandlung mit der Schiene ist eine rein symptomatische Therapie. Diese Zahnschiene für die Bruxismus-Therapie hat viele Namen in der Zahnmedizin. So wird die Schiene auch Relaxierungsschiene, Bruxerschiene, Aufbiss-Schiene oder Knirschschiene genannt.

Sie besteht aus Kunstoff und hat den funktionellen Zweck Verspannungen der Kaumuskulatur der Betroffenen zu lösen und gleichzeitig das Knirschen von Zahn auf Zahn zu unterbinden. So hat die Zahnschiene zwei Bruxismus-Therapie Ansätze. 

Zahnschiene, Knirscherschiene auf einem Zahnmodell

Muskelentspannung

Zum einen werden die Kaumuskeln relaxiert. Durch das chronische Knirschen werden die Muskelgruppen im Kopf-Hals-Bereich überbeansprucht. Dies beginnt mit einem Muskelkater und bei dauerhafter Belastung durch den Bruxismus verändern sich die Fasern der Kaumuskulatur, sodass es zu Verhärtungen und Entzündungen im Muskelbereich kommt. Diese Überbelastung führt dazu, dass sich die Kiefergelenke im Zusammenspiel mit den Muskeln entzünden und sich schliesslich ebenfalls entzünden. Gelegentlich kann auch dadurch das Kiefergelenk Knacken entstehen. Die Zahnschiene hindert durch das Abstandhalten zwischen den Zahnreihen eine komplette Kontraktion des Kaumuskulatur. Durch eine komplette Kontraktion vermag der Kaumuskel seine grosse Kraft aufzubauen. Die bis zu 2mm dicke Zahnschiene hindert es somit die maximalen Anspannung während des Schlafes in der Nacht zu bewerkstelligen. 

Schutz vor Abraspeln der gesunden Zähne

Zum anderen hat die Zahnschiene natürlich in erster Linie Ansatz die Zahnhöcker vor der Kauflächenabnutzung zu schützen. Häufig werden gerade durch Schleifbewegungen über die Eckzähne und Frontzähne, die Zähne derart reduziert, dass dies ästhetisch oft als unschön angesehen wird. Um diesem Prozess Einhalt zu gebieten, hilft eine Schiene zunächst einmal. Wünscht der Patient auch eine ästhetische Lösung, so können hier Veneers oder Kronen angestrebt werden. Sind die Seitenzähne betroffen, können Keramikinlays oder auch Kronen helfen.

Herstellungsprozess der Zahnschiene

Die Zahnschiene ähnelt einer Zahnspange. Nur sind bei der Aufbissschiene lediglich die Kauflächen der Zähne bedeckt. Es wird nicht das Zahnfleisch berührt. Somit ist die Sprachbildung nicht beeinflusst. Durch den sogenannten PMMA-Kunststoff, den der Zahnarzt in seiner Behandlung verwendet, erlangt die Schiene eine lange Haltedauer. Gewöhnlich wird die Schiene für den Oberkiefer hergestellt. Dabei kommt es in der ersten Behandlung nach der Sicherung der Diagnose zu einem Abdruck. Im Zahnlabor wird dann in der Folge mit Hilfe eines Vakuum-Pressgeräts auf den Abdruck der erhitzte PMMA Kunststoffteller gepresst.

Nun wird aus dem Kunststoff-Teller die Schiene herausgearbeitet. Die Aufbissschiene bearbeiten dann die Zahntechniker mit Polierkörpern, ehe sie in einem zweiten Termin von einem Zahnarzt in der Behandlung eingesetzt wird. Für den Patient kommt es in den nächsten Tagen schon spürbar zu Besserungen im Kauapparat. In Ausnahmefällen wird die Schiene auch per Post dem Patienten zugeschickt.

Häufig gestellte Fragen

Kann das nächtliche Zähneknirschen zu Kopfschmerzen führen?

Ja, nicht nur Kopfschmerzen sind Symptome sondern auch muskuläre Verspannungen im ganzen Kopfbereich bis zu den Schultern. Schmerzen an den Zähnen können auch entstehen. Hier sind es meist die kurzen hellen Schmerzen durch die freiliegenden Zahnhälse.

Wie merke ich dass ich Nachts knirsche?

Wenn man mit den Zähnen knirscht oder presst spricht man von Bruxismus. Es gibt aber den Unterschied des Pressens und des Knirschens. Das in der Nacht oder am Tag ausgeführte Zähneknirschen bedeutet, dass die Zahnreihen übereinander hin und her mahlen. D.h. über die Höcker in alle Richtungen der Unterkiefer bewegt wird. Dabei wird das Höckerrelief der Zähne abgeschliffen und hinterlässt klar für den Zahnarzt ersichtliche Schlifffacetten. Beim Pressen hingegen beisst der Betroffene Mensch die Zähne mit purer Muskelkraft aufeinander ohne den Kiefer zu bewegen. Hierbei werden die Muskeln stark überbeansprucht und man bemerkt dies am nächsten Morgen. Symptome sind dann Muskelkater, freiliegende Zahnhälse mit Sensibilitäten und starke Anspannung im Bereich des Mundes. Auch Rücken-Halsverspannungen mit Kopfschmerzen sind mögliche Symptome, die dem Menschen auffallen. Eine mögliche Therapie hierbei ist die Aufbiss-Schiene.

Ist das Knacken des Kiefergelenks gefährlich?

Studien haben ergeben, dass bei über 70% der Menschen mit einem hörbaren Knacken des Kiefergelenks keine Symptome zeigen. Durch das Knacken wird der Gelenkknorpel stärker beansprucht, sodass es später im Alter zu Problemen führen kann. Das Knacken ist übrigens nicht der Knochen sondern die Gelenkflüssigkeit, die durch Druckunterschiede beim Bewegen in der Gelenkpfanne entstehen. 

Was passiert wenn ich nichts gegen das nächtliche Zähneknirschen mache?

Der Mensch verarbeitet Nachts im Schlaf seine psychische Belastung. Es werden im wahrsten Sinne des Wortes die Probleme nochmals in der Nacht durchgekaut. Folge einer Nicht- Behandlung ist, dass es später durch den großen Verschleiß der Kauflächen zu Zahnkorrekturen mit Zahnersatz kommen kann. Kiefergelenksprobleme treten auf, der Biss senkt sich – Zähne gehen verloren. Diese Symptome treten ganz besonders bei den Menschen der westlichen Welt auf.

Ist der Abrieb beim Kind problematisch?

Nein, viele Erwachsene denken, dass der Abrieb der Milchzähne pathologisch also krankhaft ist. Dem ist nicht so. Bei Milchzähnen beim Kind ist der Abrieb sogar gewünscht. Das Kind stellt hierbei die korrekte Position und Wachstumsrichtung des Unterkiefers zum Oberkiefer ein. Der Abrieb ist somit nötig für ein erfolgreiches Einstellen eine gesunden (eugnathen) Bisses mit den nachkommenden „echten Zähnen“. Man kann also nicht von Bruxismus beim Kind sprechen.